Montag, 22. Oktober 2018

Kurswechsel: Anker der Freundschaft [Rezension]


Titel: Kurswechsel: Anker der Freundschaft -

          Leben, Liebe, Lust und eine Leiche

Autorin:
Theda Gold

Seiten: 96

Preis: 4,99€ (Taschenbuch), 0,99€ (eBook),

weitere Informationen



Inhalt (Klappentext):

Leben, Liebe, Lust und eine Leiche: Die außerordentlich schöne, jedoch unkoordinierte Merit Hanson lebt im Augenblick. Sie leidet unter chronischem Geldmangel. Ein kurzfristiges Job-Angebot als Office Girl an Bord der „Wind Of Dreams“ verspricht schnelle Abhilfe und ein Leben voll Glitzer und Glamour, zumindest für zehn Tage. Doch als Schöne unter Schönen verliert sie ihren Sonderstatus und muss sich auf ungewohnte Weise behaupten. Merit nimmt erstmals bewusst ihr Leben in die Hand und schlittert dabei von einer Katastrophe in die nächste.


Meine Meinung:

Zunächst möchte ich mich bei editing expertise für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von „Kurswechsel“ bedanken, ich habe mich sehr gefreut. Selbstverständlich beeinflusst dies in keinster Weise meine Meinung zum Roman.

Direkt am Anfang des Buches erlebt man, wie Merit sich dazu entscheidet, ihren Freund, den sie eigentlich gar nicht liebt, aus ihrer gemeinsamen Wohnung zu schmeißen. Dies hat zur Folge, dass sie dringend Geld braucht, denn ihr Job in einer Kreativagentur reicht für Miete und sonstige Kosten kaum aus. Als sie ein Angebot des Luxus Kreuzfahrtschiffes „Wind Of Dreams“ zum Office Girl sieht, ist ihre Entscheidung schnell gefallen – das ist ihre Chance.

Zuerst habe ich Merits Charakter etwas angezweifelt – eine Protagonistin, die von sich selbst weiß und sagt, dass sie „außerordentlich schön“ ist, hat, meiner Erfahrung nach, eher wenig Identifizierungspotenzial für den Leser. Im Endeffekt kann ich jedoch sagen, dass ich sie als Person eigentlich recht sympathisch fand. Ich konnte zwar nicht alle ihre Handlungen verstehen, aber ihre Einstellung gegenüber gewissen Situationen und Personen war für mich meistens sehr nachvollziehbar. Auf weitere Charaktere möchte ich, um Spoiler zu vermeiden, gar nicht zu sehr eingehen. Merits Chef Charly, zu dem sie eine ungewöhnlich freundschaftliche Beziehung hat, war mir nicht immer ganz suspekt, er als Person im Buch ist aber unbedingt nötig, um Merit zumindest eine Konstante in ihrem chaotischen Leben zu geben. Die Beziehung zwischen den beiden und wie eng sie sich wirklich sind hat mich teils jedoch sehr gewundert. Eine weitere Person, auf die ich kurz eingehen möchte, ist einer der Mitarbeiter der „Wind Of Dreams“. Ohne zu viel zu verraten, kann ich sagen, dass mich sein (Spitz)name sehr gefreut hat, da er Anspielungen auf eine meiner liebsten Serien macht. Da bekommt man beim Lesen direkt ein anderes Gefühl, auch wenn ich auch bei diesem Charakter nicht weiß, wie ich ihn einschätzen soll und hier habe ich tatsächlich an Merits Einschätzungen und Verhalten ihm gegenüber gezweifelt.

Und apropos „Mitarbeiter der „Wind Of Dreams““ – der Aufbau und die Dimensionen des Kreuzfahrtschiffes waren mich nicht wirklich klar. Ich selbst habe noch nie eine Kreuzfahrt gemacht, aber hier und da war ich doch verwundert. Wieso war beispielsweise der Entertainer auch der Sicherheitsbeauftragte? Den Beschreibungen nach bin ich davon ausgegangen, dass das Schiff recht groß ist. Trotzdem kannte Merit schon nach wenigen Tagen alle (weiblichen) Mitarbeiter. Bei der Anzahl an Jobs und Angeboten auf einem Kreuzfahrtschiff sind das doch sicherlich eine ganze Menge.

Auch wenn das Cover dies nicht vermuten lässt, findet, wie man schon im Titel und im Klappentext lesen kann, auch eine Leiche ihren Platz in der Geschichte. So kommt auf jeden Fall Spannung auf und, obwohl das Buch ziemlich kurz war, zeigt sich hier doch die Komplexität der Geschichte. Immer wieder werden gewisse Anmerkungen und Andeutungen gemacht, die das Buch fast wie ein kleiner Krimi wirken lassen. Hingehend dessen musste ich zwar noch einmal Merits und auch Charlys Verhalten stark hinterfragen, das mich ein bisschen an ihrem erwachsenen Denken zweifeln lässt, aber trotzdem habe ich insbesondere mit Merit mitgefiebert.

Das Ende kommt dann sehr abrupt – der letzte Satz ist leider ein sehr häufig verwendeter „letzter Satz“ – und ist sehr offen, was das Lesen eines zweiten Bands unausweichlich macht. Prinzipiell habe ich nichts gegen Cliffhanger am Ende von Büchern, bei der Kürze des Buches fand ich es aber leider nicht ganz so passend, da ein paar Seiten der Länge der Geschichte nicht schlecht getan hätte. Ich habe es innerhalb eines Tages gelesen, weil man, trotz bzw dank des zunächst etwas holprigen Schreibstils, der am Anfang des Buches aus vielen aneinandergereihten kurzen Sätzen besteht, irgendwann aber angenehmer wird, sehr schnell und leicht durch das Buch kommt. In dieser Zeit konnte ich mich zwar einigermaßen gut auf die Geschichte einlassen und, wie schon erwähnt, auch in gewisser Weise mit Merit mitfiebern. Jedoch kam auf den knapp 100 Seiten keine Verbindung zu den Charakteren auf, die mich nach einem solchen Cliffhanger wirklich „geschockt“ sein lässt.

Trotz allem kann ich sagen, dass das Buch ideal ist, um es an einem herbstlichen (oder auch winterlichen oder sommerlichen, das ist eigentlich egal) Sonntag zu lesen. Ich tauchte morgens in Merits Welt ein und abends aus ihr auf, was perfekt für einen entspannten freien Tag war. Eine starke emotionale Bindung zu den Charakteren oder detaillierte Szenenbeschreibungen darf man nicht erwarten, es macht aber einfach Spaß das Buch zu lesen, da man, nach einem etwas stockenden Anfang, nur so durch die Seiten fliegt und ein bisschen Urlaubsfeeling bekommt.

Von mir bekommt „Kurswechel“ 3,5 / 5 Sterne und ich bin tatsächlich gespannt darauf, wie Merits Geschichte in einem Folgeband weitergeht, auch wenn ich leider nicht das Gefühl habe, nicht mehr abwarten zu können.