Montag, 4. Februar 2019

In Love With Adam [Rezension]

Titel: In Love With Adam

Autor: Liam Erpenbach

Seiten: 288

Preis: 3,99€ (eBook)
Das Taschenbuch (13,00€) erscheint im April

Verlag: Forever
Inhalt (Klappentext):

Alte Tagebücher, eine junge Liebe und der Mut, endlich zu sich selbst zu stehen.

Sam ist ein Außenseiter. Seit er seinen besten Freund verloren hat, zieht er sich immer mehr in sich und seine Bücherwelt zurück. Seine Klassenkameraden geben ihm das Gefühl, dass er anders ist, und so fühlt er sich auch. Bis er Adam, dem gutaussehenden und beliebten Footballstar der Schule, in einer Buchhandlung begegnet und sich alles verändert. Adam weicht Sam nicht mehr von der Seite und in seiner Gegenwart hat Sam endlich das Gefühl, richtig zu sein, so wie er ist. Doch Adam darf niemals herausfinden, dass sein Herz etwas zu schnell schlägt, wenn er in seine grauen Augen blickt und er nachts von Adams weichen Lippen träumt … Erst als Sam die Tagebücher seines Großvaters findet, versteht er, was es heißt, ein Leben lang ein Geheimnis zu hüten. Wird er den Mut finden, zu seinen Gefühlen zu stehen?
Meine Meinung:
Zunächst möchte ich mich bei Liam dafür bedanken, dass er mir dieses Buch als Rexensionsexemplar zukommen lassen hat. Selbstverständlich beeinflusst dieser Umstand keineswegs meine Meinung.
Ich selbst habe bis zur Veröffentlichung von Cover und Titel auf Liams Buch hingefiebert, von dessen Prozess man ab und zu Einblicke auf Instagram erhaschen durfte. Die Geschichte um Sam und Adam verfasste er ursprünglich unter dem Titel „Semicolon“, welcher mir tatsächlich mehr zugesagt hätte – auf seinem Blog findet man jedoch eine sehr verständliche und nachvollziehbare Erklärung für den nötigen Titelwechsel. Das Cover spricht mich persönlich generell an, da mir die Farben sehr gefallen, ich hätte jedoch nicht mit einem solchen Cover gerechnet, das leider fast eine ziemlich klischeehafte Geschichte vermuten lässt. Aber auch dafür gibt es natürlich eine Erklärung.
Nach langen Umschweifen, mit denen ich euch eigentlich nur klarmachen wollte, dass Cover und Titel, meiner Meinung nach, nicht unbedingt das vermitteln, was man im Buch wiederfindet, und das ist vollkommen positiv gemeint, geht es jetzt zum Inhalt.


Sam, den man als Protagonisten, aus dessen Perspektive das Buch geschrieben ist, direkt kennenlernt, war mir ein unglaublich sympathischer Charakter. Ich habe selten einen Buchcharakter erlebt, der diese Verschlossen- und Zurückgezogenheit charakterisierte, ohne dabei auf der einen Seite total ins Klischee zu fallen, noch sich von jetzt auf gleich, nur weil ihm sein Love Interest über den Weg läuft, um 180 Grad zu wenden. Seine Gedanken waren vollkommen nachvollziehbar, ohne Problematiken zu übertreiben. Zwar macht er sich Gedanken über seine Sexualität, verliert dabei aber die Realität und die Umstände, in denen er lebt, nicht aus den Augen. 
Adam auf der anderen Seite, der schnell zum zweiten Hauptcharakter wird, ist vom Typ her ziemlich anders. Zwar stellt Sam ihn als den Mädchenschwarm der Schule dar, in meinen Augen war er aber trotzdem nicht der typische Macho, der sein Leben komplett verändert, "nur" weil er sich verliebt. Er bleibt immer noch er selbst, da er von Anfang an eigentlich sehr bodenständig und sympathisch war, und nicht jedes Wochenende mit einem anderen Mädchen ins Bett hüpft. Auch seine Gefühle für Sam drücken sich in diversen Kleinigkeiten aus, die ihn sehr echt wirken lassen.
Zwar hätte ich im Allgemeinen gerne noch etwas mehr über Adam erfahren – nicht zu viel, sonst wäre es der Geschichte nicht mehr gerecht geworden, aber hier habe ich tatsächlich ein bisschen Sams Neugier vermisst – aber alles in allem sind Sam und Adams zwei sehr real wirkende Charaktere, die das Lesen zu einem sehr viel emotionaleren Erlebnis machen.
Neben den Charakteren möchte ich gerne auch was zum Handlungsort sagen: wenn ein deutscher Autor ein Buch veröffentlicht, das im Ausland spielt, frage ich immer, ob das „nötig“ ist, da ich es eigentlich schön fände, würden mehr Bücher, insbesondere aus dem New Adult Genre, in Deutschland spielen. Hier war es aufgrund Adams „Rolle“ als Football Spieler prinzipiell zwar passend, leider hat man nur davon nicht sehr viel mitbekommen. Insgesamt hätte diese Geschichte, meiner Meinung, nach also genau so gut in einem anderen Land spielen können. Ich hätte mir (neben einem, den ich jetzt aus Spoilergründen nicht erklären möchte), den ein oder anderen „amerikanischen Aspekt“ gewünscht, der einen Grund für den Handlungsort des Buches gegeben hätte.
Nach diesem kleinen Kritikpunkt möchte ich aber auch darauf eingehen, dass ich es wundervoll fand, dass „In Love With Adam“, vollkommen ohne Klischees von Coming Out Problemen und aufgebauschtem Drama ausgekommen ist. Wie schon erwähnt, macht sich Sam natürlich die ein oder andern Gedanken, das aber auf eine sehr „angenehme Art“. Ich weiß gar nicht, wie ich das genau ausdrücken soll, da „angenehm“ sicherlich nicht die beste Bezeichnung dafür ist, wenn man sich über sich selbst und seine Sexualität im Klaren wird und dann auch noch überlegen muss, wie man dies sowohl sich selbst als auch anderen vermittelt. Aber Sams Gedankenzüge waren sehr überlegt, begründet und nachvollziehbar, was seinen Charakter gut widergespiegelt hat. Zum zweiten Aspekt, dem „aufgebauschten Drama“, kann ich sagen, dass es natürlich eindeutige Höhen und Tiefen gibt, aber man nicht Gefühl bekommt, dass bestimmte Dinge und das klassischen "Hin und Her" aus anderen Büchern des Genres nor passieren, um Drama zu schaffen. Insgesamt ist die Geschichte ein rundes Bild und lichtet ein ziemlich real wirkendes Leben eines Teenagers ab.
Ein Aspekt, der mir in „In Love With Adam“ besonders gut gefallen hat, sind die Tagebücher seines Großvaters, die Sam findet. Ich möchte, um nicht zu spoilern, nicht näher darauf eingehen, was genau es damit auf sich hat, aber mir hat es sehr viel Spaß gemacht die Tagebucheinträge zu lesen und sowohl mit Sams Großvater als auch Sam selbst mitzufiebern. Diese Einträge haben eine zweite Ebene in das Buch gebracht, die es nicht nur von anderen Büchern aus dem Genre abhebt, sondern Sams Geschichte generell einen ganz besonderen Charakter und mehr Tiefe verleiht.
Einen kleinen Kritikpunkt, den ich noch habe, ist tatsächlich das Ende, das meiner Meinung nach gerne etwas länger und konkreter hätte sein können. Ich weiß aber, dass diesbezüglich Geschmäcker sehr verschieden sind, weshalb ich mir sicher bin, dass es vielen Lesern so gefallen wird. 
Zudem möchte ich natürlich noch auf Liams Schreibstil eingehen, der für mich wie die Faust aufs Auge zu diesem Buch gepasst hat. Er war weder zu einfach noch zu verschnörkelt, wodurch Inhalt und Stil auf einer Wellenlänge waren und die Geschichte zu einem schönen Gesamtbild geführt haben. 
„In Love With Adam“ war seit längerem mal wieder ein Buch, das ich innerhalb kürzester Zeit (eigentlich an einem Abend und am nächsten Tag in jeder freien Minute) verschlungen habe und das ich nicht aus der Hand legen wollte, was für das Genre generell schon eher außergewöhnlich ist. Obwohl ich recht hohe Erwartungen an die Geschichte hatte, habe ich doch nicht erwartet, dass sie so besonders und gleichzeitig wenig gekünstelt und „gestellt“ ist.
Alles in allem ist dieses Buch auf jeden Fall eine Empfehlung an euch, insbesondere wenn ihr gerne im LGBT Genre lest und, so wie ich, aber keine riesige Berge an Drama und Klischee sucht. "In Love With Adam" ist ein Wohlfühlbuch und schließt trotzdem nicht die Augen vor der Realität.
Von mir bekommt es 4 - 4,5 (von 5) Sterne und einen dicken Daumen nach oben.