Donnerstag, 22. November 2018

Die Charité [Rezension]

Titel: Die Charité - Hoffnung und Schicksal

Autorin: Ulrike Schweikert

Seiten: 496

Preis: 14,99€ (Hardcover); 12,99€ (eBook)

ISBN: 9783499274510


Inhalt (Klappentext)
 Sternstunden der Medizin
Berlin, 1831. Seit Wochen geht die Angst um, die Cholera könne Deutschland erreichen – und als auf einem Spreekahn ein Schiffer unter grauenvollen Schmerzen stirbt, nimmt das Schicksal seinen Lauf. In der Charité versuchen Professor Dieffenbach und seine Kollegen fieberhaft, Überträger und Heilmittel auszumachen: ein Wettlauf gegen die Zeit. Während die Ärzte um das Überleben von Tausenden kämpfen, führen drei Frauen ihren ganz persönlichen Kampf: Gräfin Ludovica, gefangen in der Ehe mit einem Hypochonder, findet Trost und Kraft in den Gesprächen mit Arzt Dieffenbach. Hebamme Martha versucht, ihrem Sohn eine bessere Zukunft zu bieten, und verdingt sich im Totenhaus der Charité. Die junge Pflegerin Elisabeth entdeckt die Liebe zur Medizin und - verbotenerweise - zu einem jungen Arzt ...


Meine Meinung
Kurze Zusammenfassung dessen was jetzt folgen wird: Wow. Ich kann jetzt schon sagen, dass Die Charité ein absolutes Top-Buch für mich ist.
 Aufmerksam bin ich auf „Die Charité“ zunächst durch das Cover geworden, welches mich persönlich sehr anspricht. Ich mag die verschiedenen Farben – weiß, blau und rot – und wie sie auf dem Bild harmonieren. Als ich mir dann den Klappentext durchgelesen habe, wusste ich, und das, obwohl ich noch nie einen historischen Roman gelesen hatte, dass ich das Buch auf jeden Fall lesen muss. Dazu kann ich auch direkt sagen, dass „Die Charité“ ein wunderbares Einstiegsbuch in das Genre der historischen Romane ist. Es spielt zwischen 1830 und 1840, eine Zeit, die nicht total lang her ist und die man sich noch ziemlich gut vorstellen kann. Bei einem historischen Roman aus dem 16. Oder 17. Jahrhundert stelle ich mir das schon etwas schwieriger vor.

Zurück aber zu „Die Charité“: Insbesondere durch die genauen Beschreibungen habe ich die Geschichte und die Zeit unglaublich gut verstehen und mich in sie hineinversetzen können. An der ein oder anderen Stelle, wenn medizinische Vorgänge beschrieben wurde, habe ich beschlossen, dass Weiterhören auf nach dem Essen zu verschieben, weil die Autorin teilweise sehr ins Detail geht und beispielsweise die Hygiene, verglichen zu heute, damals ganz klitzeklein geschrieben wurde. Aber umso besser konnte ich wirklich verstehen, was die Ärzte, wie Dieffenbach, der sehr im Mittelpunkt der Geschichte steht, und Schwestern, vor allem Elisabeth, zum Beispiel bei Operationen oder Therapien genau gemacht haben. Auch wenn das meistens sehr grauselig zuging – man muss nur bedenken, dass Anfang des 19. Jahrhunderts noch ohne jegliche Betäubung oder Narkose operiert wurde und die Patienten alles bei vollem Bewusstsein miterlebt und gespürt haben. Hier kann ich direkt einen nächsten, positiv zu nennenden Aspekt des Romans anknüpfen: einen großen Teil der Charaktere aus „Die Charité“ haben so wirklich existiert und verschiedene „Praktiken“ (ich weiß leider nicht, wie man so etwas nennt :D ) die beispielsweise Dieffenbach im Buch entwickelt hat, gehen auch tatsächlich auf ihn zurück. Die Autorin hat also historisch gesehene Ereignisse und Entwicklungen dargestellt, und zwar auf eine so interessante Weise, dass ich, obwohl ich mich normalerweise nicht übermäßig für Medizin interessiere, immer genau wissen wollte, wie Dinge entwickelt worden und passiert sind. Wenn ein Buch es schafft, dass ich während oder nach dem Lesen das halbe Internet zu weiteren Informationen über beispielsweise die Charaktere durchsuche, hat es eindeutig etwas richtig gemacht.

Außerdem muss ich sagen, dass die Charaktere, so wie sie im Roman dargestellt sind, auch sehr sympathisch sind und es mir viel Spaß gemacht hat ihre Geschichten – ehrlich gesagt insbesondere die beiden von Elisabeth und Dieffenbach –  die von gesellschaftlichen Missständen, Ungleichheit und Ungerechtigkeit geprägt sind, zu verfolgen.

Was mir außerdem sehr positiv aufgefallen ist, ist Ulrike Schweikerts Schreibstil – und zwar auch abgesehen von genauen Beschreibungen, die viel Vorbereitung und großes Interesse erfordern. Die Sprache im Roman hat unglaublich gut in die Zeit gepasst, zumindest denke ich das, war aber nicht zu kompliziert und immer noch sehr angenehm.

Außerdem habe ich, wie ich auch schon angedeutet habe, das Buch nicht nur gelesen, sondern zum größten Teil als ungekürztes Hörbuch gehört. (Welches es übrigens bei Spotify gibt. Das heißt, jeder von euch, der Spotify hat und nicht weiß, ob ihn historische Romane interessieren, kann einfach mal reinhören) Die Sprecherin, Beate Rysopp, hat total angenehm gelesen und obwohl das Hörbuch über 14 Stunden geht, wurde es nie langweilig.

Alles in allem kann ich, wie man merkt, „Die Charité“ nur weiterempfehlen, weil mich das Buch restlos überzeugen konnte. Ich hätte niemals gedacht, dass mir ein Buch aus diesem Genre so sehr gefällt, aber „Die Charité“ ist für mich ein 5-Sterne-Buch und ein absolutes Jahreshighlight.

Ich möchte dem Rowohlt Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars danken. Natürlich beeinflusst dies in keinster Weise meine Meinung.